Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber, Gründer von Bauhaus Erde und renommierter Klimaforscher, hielt die Keynote. Er nannte Holz das „beste Material der Welt“ und erklärte, warum der Wechsel vom mineralischen zum organischen Bauen entscheidend zur Begrenzung der Erderwärmung beiträgt. Sein Konzept der „Waldpumpe“ beschreibt einen Kreislauf, bei dem nachhaltige Forstwirtschaft reifes Holz erntet, in langlebigen Gebäuden verbaut und so CO₂ speichert. Wiederholte Zyklen entfernen Kohlenstoff aus der Atmosphäre – günstiger und effizienter als technische Verfahren. „Die gebaute Umwelt ist der größte Klimasünder – und kann mit Holz zum größten Klimahelden werden“, sagte Schellnhuber.
Zentrale Fakten zur Rolle von Wald und Holz in der Region folgten. Rund 140.000 Hektar – etwa 30 Prozent der Allgäuer Fläche – sind bewaldet. Diese Wälder prägen das Landschaftsbild, speichern CO₂ und bilden eine Basis für regionale Wertschöpfung. Holz ist nicht nur ein ökologischer und ökonomischer Faktor, sondern auch Ausdruck von Lebensqualität und moderner Baukultur – sichtbar in Architektur, Handwerk und touristischen Angeboten.
In der Podiumsdiskussion wurde schnell klar, dass Holz im Allgäu als strategischer Pfeiler der Zukunft gilt. Thomas Kiechle, Oberbürgermeister von Kempten, verband die historische Bedeutung des Werkstoffs mit einer politischen Botschaft: „Wie die Milch ist Holz identitätsstiftend für unsere Region. Wer, wenn nicht wir im Allgäu, ist prädestiniert, zur nachhaltigsten Region Deutschlands zu werden? “ Für ihn ist entscheidend, dass diese Haltung in konkreten Projekten sichtbar wird – von Kindergärten bis zu Wohnhäusern.
Matthias Brack, Schreinermeister und Vorstand im Holzforum, unterstrich diesen Gedanken. Die rund 900 holzverarbeitenden Betriebe im Allgäu sichern fast 10.000 Arbeitsplätze – eine Leistung, die von regionaler Vernetzung und einem klaren Bekenntnis zum Werkstoff Holz profitiert. Das Holzforum ist Plattform für Austausch und Schaufenster, um die Wertschätzung für Holz zu stärken.
Während Kiechle, Wirthensohn und Brack die vorhandene Stärke betonten, richtete Alexander Gump, Vorstand von ProHolz Bayern, den Blick auf das Tempo der Entwicklung. „Wir müssen vom Reden ins Tun kommen. Unsere Branche ist bereit – wir haben die Kapazitäten. Jetzt braucht es den politischen Willen, Holzbau als Standard festzuschreiben.“ Seine Worte fanden Zustimmung, denn auch Adrian Blödt, Holzbaufachberater, sieht die größten Hebel in einer entschlosseneren Umsetzung. Er räumte mit Vorurteilen auf: Ein Holzgebäude sei bei richtiger Bauweise weder brandgefährlicher noch lauter oder teurer als ein Massivbau. „Wir haben die Technik, die Beweise und die Erfahrung. Jetzt müssen wir dieses Wissen verbreiten und die Bauordnungen öffnen.“
Prof. Guido Sommer von der Hochschule Kempten machte deutlich, dass Holz nicht nur für Bauwirtschaft und Klimaschutz, sondern auch für den Tourismus Impulse geben kann. Gäste kommen wegen der intakten Natur, der Kulturlandschaft und der Baukultur ins Allgäu. Holzarchitektur kann diesen Markenkern verstärken und touristische Wertschöpfung und Klimaschutz verbinden. Holz ist nicht nur eine Frage des Bauens, sondern auch ein identitätsstiftender Teil des Allgäuer Gesamtbildes – und damit ein Thema, das weit über die Fachwelt hinausstrahlt.
Am Ende stand ein gemeinsames Fazit: Das Allgäu hat die Ressourcen, das Know-how und die Netzwerke, um Holz zu einem zentralen Motor für Klimaschutz, Wirtschaftskraft und Lebensqualität zu machen – und damit bundesweit Vorbild zu werden.